- Hieros Gamos
- Hi|erọs Gạmos[griechisch »heilige Hochzeit«], Götterhochzeit; heute allgemeine religionswissenschaftliche Bezeichnung für den Vollzug eines Fruchtbarkeitsritus. Mythologische Beispiele aus der griechischen Religion sind der Hieros Gamos zwischen Zeus und Hera, zwischen Demeter und Iasion, ein kultisches der Hieros Gamos des Dionysos mit der Frau des Archon Basileus in Athen.Die Kulthandlung des Hieros Gamos leitet sich wohl aus Uruk her: der Hieros Gamos von Dumuzi (Tammuz) und Inanna wurde im Frühling, um die Fruchtbarkeit der Felder und Herden zu sichern, auf der Plattform der Zikkurat zelebriert und von der obersten Priesterin und dem König vollzogen. In Heiligtümern aufgefundene Terrakottapaare in der Umarmung werden mit dem Hieros Gamos in Verbindung gebracht. In der griechischen Kunst wurde der Hieros Gamos von Zeus und Hera, deren jährlich erneute Verbindung u. a. auf Samos gefeiert wurde, auf Vasen und Reliefs dargestellt; literarisch bezeugt ist ein Holzrelief aus dem Heraion von Samos (7. Jahrhundert v. Chr.), erhalten ist z. B. eine Metope vom Tempel E in Selinunt (um 460 v. Chr.; Palermo, Museo Regionale); charakteristisch für die Szene des Hieros Gamos ist es, dass Hera mit einer Hand ihren Brautschleier zurückschlägt und Zeus ihre andere Hand oder ihr Handgelenk fasst. Auch die Darstellung auf dem Ostfries vom Parthenon (um 440 v. Chr.; London, Britisches Museum), auf der Hera den Schleier hebt und Zeus zurückgelehnt dasitzt, wird als Hieros-Gamos-Darstellung gedeutet.M. P. Nilsson: Gesch. der griech. Religion, Bd. 1 (31967).
Universal-Lexikon. 2012.